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Geschützgießerei Spandau

Ehemalige Rüstungsfabrik an der Spreemündung in die Havel 

Am Havelradweg in der Spandauer Altstadt (Foto: Ralf Salecker)

Blick vom Rathaus über die Charlottenbrücke zur Geschützfabrik auf dem Stresow (Foto: Ralf Salecker)

Spandaus Vergangenheit als ehemalige Militär-, Festungs- und Rüstungstadt ist an vielen Stellen unübersehbar. Auch wenn die Zitadelle, als Renaissancefestung, allen sofort als militärisches Bauwerk einfällt, gibt es andere, welche schon seit Jahrzehnten nicht genutzt sind, die ebenfalls an diese Vergangenheit erinnern.
Wer vom Stabholzgarten kommend an der Sternbergpromenade (früher Lindenufer) am Rande der Spandauer Altstadt entlang flaniert und an der malerischen Einmündung der Spree in die Havel stehenbleibt, blickt auf die denkmalgeschützten Gebäude der ehemaligen Königlichen Geschützgießerei Spandau auf dem Stresow. Linker Hand liegt die frühere Bohrwerkstatt und rechter Hand eine Werkhalle.
Diese sind der Rest einer groß angelegten Fabrikanlage. Der preußische Staat beschloss 1828 den Bau einer neuen Geschützgießerei in Spandau. 1855 wurde diese als letzte der Spandauer Rüstungsfabriken eröffnet. Die beiden am Zusammenfluss von Havel und Spree bestehenden Hallen entstanden in den Jahren 1871 und 1914. Spandau entwickelte sich in dieser Zeit zu einem Zentrum der Deutschen Rüstungsindustrie. Nach der Blockade – während des kalten Krieges – nutzte man die rund 20.000 Quadratmeter Fläche als Getreidelager für die „geheime“ Senatsreserve, ähnlich, wie es auch auf der Insel Eiswerder geschah. Mit dem Fall der Mauer benötigte niemand mehr solch eine Lagerstätte.
Das größere Gebäude entstand nach Plänen des Architekten Wevel in den Jahren 1871 bis 1874 als neue Bohrwerkstatt der Geschützgießerei Spandau im Stil der Schinkelarchitektur. Bis zum Ersten Weltkrieg wurde die Geschützgießerei immer wieder umgebaut und erweitert. Aus den Rüstungsfabriken gingen später die Deutschen Industriewerke hervor. Die Bohrwerkstatt und die kleinere Werkhalle sind die letzten übrig gebliebenen Gebäude der Geschützgießerei. 1915 und 1943-1944 wurden baulich Veränderungen durchgeführt.
Nach dem 1.Weltkrieg wurde ein Teil der Anlagen demontiert. Nun wurden keine Waffen, sondern u.a. Fahrzeugkarosserien und Motorräder produziert. Im 2. Weltkrieg wurde das Gelände wieder für eine militärische Produktion genutzt. Während des 2. Weltkrieges erfolgten umfangreiche Zerstörungen.
Im Rahmen des Schinkelwettbewerbs 2014 entstanden einige Visionen, wie es mit dem Gelände und dem Uferbereich weitergehen könnte. Einige Ideen schufen u.a. einen durchgehenden Rundgang der im Bereich der Altstadt beginnt, über die Charlottenbrücke zum Stresow führt, dann über eine neue Brücke die Verbindung zum südlichen Vorfeld der Zitadelle schlägt. Vom Zitadellenpark sollte dann eine weitere Brücke zum Kolk führen. Irgendwann in mittlerer Zukunft könnte an der Spreemündung auch ein Radweg in Richtung der Mitte Berlins starten. Bis dahin wird wohl aber noch viel Wasser der Spree in die Havel fließen. Sicher ist die Öffnung eines Uferweges an der Spreemündung. In unmittelbarer soll zukünftig ein Liegeplatz für ein Restaurantschiff geschaffen werden.
2018 wechselten die an der Spreemündung in die Havel gelegenen beiden denkmalgeschützten Fabrikhallen der ehemaligen Geschützgießerei haben ihren Besitzer. Für eine unbekannte Summe verkaufte die Immobilien-Entwicklungs- und Verwaltungsgesellschaft Victoria‐Mühlenwerke GmbH beide Gebäude an die Bauwens Development Berlin GmbH.
Nun sollen die alten Gebäude – nach einer umfangreichen Sanierung – in Abstimmung mit dem Stadtentwicklungsamt und der Unteren Denkmalschutzbehörde – einer neuen Nutzung als Gewerbeensemble für Büro und Gastronomie zugeführt werden.

Ein paar interessante Downloads:

Am Tag des offenen Denkmals 2021 wurde die Geschützgießerei am Stresow-Ufer im Rahmen zweier Führungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Bilder davon sind in der nachfolgen Galerie zu sehen.

Bildergalerie

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Zeitreise durch Spandau

Direkter Luftbildvergleich zwischen 1928 und 2015

Direkter Luftbildvergleich zwischen 1928 und 2015

Direkter Luftbildvergleich zwischen 1928 und 2015

Der Tagesspiegel hat einen spannenden Luftbildvergleich online gestellt, der alte Luftbilder von 1928 aus Berlin mit solchen aus dem Jahr 2015 in Deckung bringt. Ein Schieberegler ermöglicht eine Online-Zeitreise und bietet die Möglichkeit für spannende Entdeckungstouren. Die alte Karte zeigt noch viele Spuren der alten Festungsstadt Spandau. Schanzanlagen, auf die heute nur noch Namen hindeuten, sind in Haselhorst an der Daumstraße erkennbar. Die Pionierinsel, oberhalb der Insel Eiswerder, scheint erst in neuerer Zeit entstanden zu sein.
Spandau
Schaut man sich Spandau aus der Luft an und wirft einen Blick auf die Spandauer Altstadt, dann springen gleich mehrere deutliche Veränderungen ins Auge. Die Altstadt ist zu diesem Zeitpunkt noch ein intaktes „Altstadt-Ei“. Keine Straße Am Juliusturm schneidet den Behnitz vom Rest der Altstadt ab. Damals hieß sie noch Berliner Chaussee. Die Juliusturmbrücke selbst liegt noch etwas weiter südlich als heute. Selbst das Spandauer Knie war damals viel länger. Bald wird es deutlich mehr gekappt werden. Heute bildet der Falkenseer Platz einen großen Kreisverkehr, den mehr als 50.000 Fahrzeuge täglich passieren, in der alten Karte sind noch Häuser erkennbar. Die Garnisonskirche steht noch an ihrem Platz.
1928 gab es zwar schon die Charlottenbrücke und die südlich davon liegende Eisenbahnbrücke. Von der etwas weiter südlich gelegenen 1956 errichteten Dischinger Brücke fehlt natürlich noch jede Spur.
An der Freiheit lockte früher die Trabrennbahn ihre Besucher aus Berlin nach Spandau. Die Spree, parallele zur Freiheit, verlief noch etwas anders.
Wilhelmstadt
Die ehemalige Potsdamer Vorstadt, welche anlässlich des 100. Geburtstags des Kaisers im Jahr 1897 ihren heutigen Namen erhielt, war noch nicht so dicht bebaut. Ganze Häuserkomplexe existierten noch nicht.
In der Wilhelmstadt fehlt heute ein Stück des Altarms der Havel am Südhafen, welcher auf der alten Karte noch deutlich zu sehen ist. Etwas nördlicher, gegenüber dem Schifffahrtsufer, ist heute nur ein kleines Zipfelchen des Havelaltarm zu erkennen, welches früher deutlich größer war. Deutlich umfangreicher ist heute der Grimnitzsee. Heute ist wahrscheinlich kaum jemandem bekannt, dass über den Südparksee ein kleiner Weg führte, dort, wo heute nur eine kleine Insel zu sehen ist.
Falkenhagener Feld
Auch im Ortsteil Falkenhagener Feld sind spannende Unterschiede zu entdecken. Vor rund 100 Jahren erstreckten sich hier noch Felder und Wiesenflächen. Kein Spektesee lud zum Baden ein. Dafür war der heutige Spektegrünzug als feuchte Niederung auch damals schon erkennbar. Die heutige Falkenseer Chaussee war nur eine einspurige Kopfsteinpflasterstraße.
Wer heute den Friedhof in den Kisseln aus der Luft betrachtet, sieht nur noch Bäume. Die Wege-Strukturen sind gerade noch zu erahnen. 1928 dagegen sind diese deutlich zu erkennen.
Staaken
In Staaken sind schon 1928 die Konturen der Gartenstadt erkennbar, schließlich wurde sie zwischen 1914 und 1917 nach dem Entwurf des Architekten Paul Schmitthenner in dem damaligen Dorf Staaken erbaut. Die alte Karte zeigt noch die Fläche des Flughafen Staakens, von dem heute nur noch wenige Relikte zeugen. Auch das Fort Hahneberg ist 1928 noch als Festungsbau deutlich zu erkennen.

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