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Ausstellung ENTHÜLLT

Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler ist der Name der Ausstellung, welche die Zitadelle zur Geschichtsinsel machen soll. Im Herbst 2015 könnte es endlich soweit sein. Dann werden die Figuren der sogenannten Siegesallee und andere monumentale Denkmäler dort ihren musealen Aufenthaltsort gefunden haben. Die Berliner nannten die Ahnengalerie des letzten Deutschen Kaisers und Königs von Preußen augenzwinkernd die Puppenallee. Doch die Ausstellung hat auch eine ernste Seite und ist ein Politikum. Das hat die hochemotionale Diskussion um den Lenin-Kopf in ihrem Vorfeld gezeigt. Wir dürfen nun gespannt sein, was uns am Ende tatsächlich bei der Enthüllung der Denkmäler auf der Zitadelle erwartet.

Puppen auf der Zitadelle Spandau

Figuren der Siegesallee (Foto: Ralf Salecker)

Die Figuren der Siegesallee versammeln sich auf der Zitadelle (Foto: Ralf Salecker)

Es war einmal ein Kaiser, der wollte sich und seinem Geschlecht ein großartiges Denkmal setzen. Ein Prachtboulevard musste her, angefüllt mit den großen „in Stein gemeißelten“ Gestalten aus 1000 Jahren Geschichte. Naja, nicht ganz, es sind nur 731 Jahre.

Wilhelm II., von 1888 bis 1918 letzter Deutscher Kaiser und König von Preußen, gab 1895 die Siegesallee vom Platz der Republik bis zum Kemperplatz in Auftrag. Sämtliche Markgrafen und Kurfürsten Brandenburgs, Könige Preußens und Kaiser Deutschlands zwischen 1157 und 1888 sollten in Form von 32 jeweils 2,75 Meter hohen Denkmälern eine prunkvolle Allee im Berliner Tiergarten schmücken. Rechts und links davon wurden wichtige Persönlichkeiten aus der Zeit – natürlich kleiner und nur als Büste – der jeweiligen Person angeordnet.

Es spricht für den Witz der Berliner oder für ihre gesunde Respektlosigkeit, dem monumentalen Ausdruck des Historismus in der Bildenden Kunst gleich einen passenden Namen zu geben: Puppenallee nannten sie die Ahnengalerie des Kaisers. Beschädigungen von Kunstwerken gab es schon damals. Auch die Puppen litten immer mal wieder unter Vandalismus. Die Folge: Im Berliner Volksmund wurde die Siegesallee zur „Neuen Invalidenstraße“. Der Kaiser selbst bekam wegen seiner Manie, überall Denkmäler errichten zu wollen, den Namen „Denkmal-Willy“.

Doch die Prachtallee diente nicht allein dem Prunk und der Bildung. Sie enthielt auch eine deutliche Drohung an die Stadtväter um 1900. So symbolisiert Friedrich II., auch genannt der Eiserne, den Bezwinger des städtischen Widerstands.

Freiherr vom Stein (Foto: Ralf Salecker)

Freiherr vom Stein hat anlässlich der Ausstellung seinen Platz in der Spandauer Altstadt verlassen (Foto: Ralf Salecker)

Die Figurenensembles der Siegesallee im Tiergarten sind leider nicht mehr vollzählig erhalten. Bis auf diejenigen, die verschollen oder zerstört wurden oder sich im Privatbesitz befinden, haben sich seit 2009 fast alle in Spandau auf der Zitadelle versammelt. 26 der 34 Hauptfiguren sind erhalten geblieben. Von den 68 Nebenfiguren existieren nur noch 40 Büsten. Vom 29. April 2016 glänzen sie in der Dauerausstellung „Enthüllt – Berlin und seine Denkmäler“ im ehemaligen Magazin (Haus 8) – gemeinsam mit dem gewaltigen Schädel von Lenin und anderen Gestalten der Geschichte.

Albrecht der Bär begann die Ahnenreihe, die mit Wilhelm I. ihr Ende fand. Der Begründer der Mark Brandenburg steht schon seit 1978 im Innenhof der Zitadelle und begrüßt mit erhobenem Kreuz alle Besucher. Da kein Abbild Albrechts existierte, nahm der Bildhauer ganz uneigennützig seine eigenen Gesichtszüge als Vorlage für den Kopf. Freiherr vom Stein ist anlässlich der Ausstellung extra vom Reformationsplatz in der Spandauer Altstadt auf die Zitadelle umgezogen.

Heinrich Zille wiederum lieh Wedigo von Plotho seine Gesichtszüge. Der Ritter gehört zum Ensemble um Heinrich II., dem letzten Askanier in der Mark Brandenburg.

Die Figuren der Siegesallee bieten einen Ritt durch die Jahrhunderte der Geschichte. Mit den notwendigen Hintergrundinformationen versehen können sie zu einer spannenden Bildergeschichte werden.

Sanierung des Proviantmagazins

Das Proviantmagazin auf der Zitadelle Spandau eignet sich mit einer Deckenhöhe von 8 Metern hervorragend für die dauerhafte Unterbringung der Berliner Denkmäler. Anlässlich der Ausstellung wurde es von Grund auf saniert.

Sanierung des Magazins auf der Zitadelle Spandau (Foto: Ralf Salecker)

Ausstellung

Dauerausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“ im ehemaligen Proviantmagazin ist seit 29. April 2016 geöffnet.

Öffnungszeiten: Fr – Mi von 10.00 bis 17.00 Uhr und Do von 13 bis 20 Uhr.

Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie auf der Website https://www.zitadelle-berlin.de/museen/enthullt/

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