Gutspark Groß Glienicke
Ein Rittergut in Spandau? Wo befindet sich dann die dazugehörige Burg? Wie gelange ich dort hin? Wer von Spandau kommend auf der Potsdamer Chaussee unterwegs ist, kann auf dem Ritterfelddamm Richtung Kladow weiterfahren oder weiter über die Potsdamer Chaussee auf der Bundesstraße 2 zur Landeshauptstadt Potsdam reisen.
Am Ritterfelddamm ist rechter Hand ein großes, an ein Märchenschloss erinnerndes neogotisches Eingangsportal (Spandauer Tor) zu erkennen. Das Portal ist mehr als sanierungsbedürftig. So ist es nicht verwunderlich wenn manch einer wenig neugierig auf das ist, was sich dahinter verbirgt. Etwas anders sieht es aus, wenn man von der Groß Glienicker Seite das schönere Potsdamer Tor erblickt. Für viel Geld wurde es 2005 saniert. Schmuck und einladend wartet es auf Besucher.
Der Park am Mauerradweg ist aus seinem Dornröschenschlaf erwacht
Der Glienicker See ist eine der schon zu Mauerzeiten viel besuchte Badestelle in Spandau. Mitten durch den See verlief die Grenze. Früher einmal mussten vorwitzige Schwimmer befürchten, von DDR-Grenzern eingefangen zu werden, wenn sie vorwitzig die unsichtbare Grenze überwanden. Manche riskierten bewusst ein Katz- und Maus-Spiel.
An der Nordspitze des Sees lag das ehemalige Rittergut Groß Glienicke. Schon als Theodor Fontane seine Wanderungen durch die Mark Brandenburg schrieb und in Groß Glienicke halt machte, warf er nur einen Blick zurück in die Geschichte und sah dort vor allem einen Namen, den der Familie von Ribbek, deren Gebeine mumifiziert in der alten Dorfkirche von Groß Glienicke ruhen. Dazu verfasste er ein kurzes Gedicht:
In dunkler Gruft
Das Gebein;
In Licht und Luft
Der aufgerichtete Marmelstein.
Was ungemessen
Vielleicht gestrebt,
Es ist vergessen, –
Nur das Bild noch lebt.
Fontane
Es handelt sich bei diesen Ribbeks aber nicht um den Teil des brandenburgischen Landadels, den Fontane durch sein Birnbaum-Gedicht unsterblich machte. Die Geschichte des Rittergutes reicht bis ins Jahr 1375 zurück. Als erster Besitzer wird in alten Schriften ein Hans von Falkenrehde genannt. Häufig wechselte es fortan seinen Besitzer. Georg von Ribbeck, Kurbrandenburgischer Amtshauptmann in Spandau, erwarb 1572 das Anwesen. Seine Familie lebte dort bis 1788. Im 18. Jahrhundert schuf sie die erste Gartenanlage. Sogar einen Weinberg hat es einst dort gegeben. Dieser lang zwischen Dorf und Rittergut. Ein Straßenname ist das einzige Zeugnis dieser Zeit.
Im 19. Jahrhundert, unter neuen Besitzern, wurde das Gut völlig umgestaltet. Neben dem Herrenhaus im klassizistischen Stil entstand ein umfangreicher Wirtschaftsbereich zu dem eine Mühle, eine Brennerei sowie eine Ziegelei gehörten. In diese Zeit fällt auch die Ausgestaltung eines englischen Landschaftsparks mit einem großen Teich. In dessen Mitte legte man eine künstliche Insel an, die über Brücken mit dem Park verbunden war. Vom ursprünglichen Landschaftspark sind nur wenige Spuren übrig geblieben.
1945 brannte das Herrenhaus aus, welches nahe dem heutigen Kladower Campingplatz lag. Die Zeit der deutsch-deutschen Teilung brachte weitere Zerstörungen durch die Errichtung des Grenzstreifens auf der Westseite des Sees. Direkt an der Straße Am Park stehen noch der 1900 von Otto von Wollank als Gutskindergarten 3 gestiftete gelbe Backsteinbau – heute liebevoll restauriert – und die kleine Schnitterkaserne. Eine Bürgerinitiative, der Groß Glienicker Kreis, bemüht sich nach Kräften, die noch vorhandenen Relikte vor dem Verfall zu schützen. Was früher unter dichtem Gestrüpp verborgen lag, ist nun wieder als kleine Märchenburg zu sehen. Der der alte Gutspark erwacht so zu neuem Leben. Alte Wege werden wieder hergestellt, die Bauten gesichert. Kulturveranstaltungen sorgen für eine weitere Belebung des Parks. Am 10. Dezember 2004 wurde der Gutspark in Groß Glienicke in die neue Denkmalliste des Landes Brandenburg aufgenommen.
Neben den beiden Toren ist die 1917 erbaute Grabanlage der Familie von Wollank unter günstigen Bedingungen sogar von der Straße aus zu sehen. Acht dorische Säulen stehen im Halbrund mitten im Wald, der eigentlich einmal ein Park war und möglicherweise wieder einer sein wird. Am auffälligsten, aber erst sichtbar, wenn man von der Straße Am Park in den Wald hineinschaut und dann den kleinen Waldweg wählt, ist eine gotisierende kleine Burgruine. Hier haben wir endlich unsere ersehnte „Burg“. Seit einigen Jahren ist sie wieder von Strauchwerk befreit und frisch verputzt. Ein kleiner Brunnen davor komplettiert die romantische Szenerie. Am schönsten ist es hier, wenn sich im Frühjahr das erste Grün an den Bäumen zeigt und das Sonnenlicht noch durch die Wipfel dringt.
Mauerdenkmal
Lange Zeit stand das letzte Stück der Berliner Mauer auf Spandauer Boden scheinbar vergessen am Mauerradweg in Kladow. 2014 begannen die Grünflächenämter von Potsdam und Spandau gemeinsam, das Gelände ansprechend herzurichten. Ziel war es, einen Gedenkort zu schaffen, „um Opfer zu ehren, um aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen, um wachsam zu bleiben und die Erkenntnisse auch denen zu vermitteln, die diesen Teil der deutschen Geschichte nicht mehr erlebt haben“.
Dieses zuerst gebaute Mauerteil im Norden dies Glienicker Sees bildet mit dem später errichteten und noch vorhandenen Streckmetallzaun sowie den beiden Mauersegmenten ein einzigartiges Gesamtobjekt zur Dokumentation der unterschiedlichen Phasen des Mauerbaus. Inzwischen ist es in die Landesdenkmalliste des Landes Berlin eingetragen. Jeder, der sich mit dem Rad auf dem Mauerradweg bewegt, kommt zwangsläufig hieran vorbei. Zu Fuß ist es von den Bushaltestellen in Kladow (Bushaltestelle Gutsstraße, Linie 135) und Groß Glienicke (Bushaltestelle Am Park, Linie 638) erreichbar.
Am 24.Dezember 1989 wurde erstmals wieder die Grenze zwischen Kladow und Groß Glienicke geöffnet. Der alte Postenweg, lange Zeit Teil des Berliner Mauerradweges, sorgte lange Jahre für Auseinandersetzungen und Trennendes, weil private Besitzer und das Land Brandenburg sich stritten.
Groß Glienicke und der Seeburger Zipfel
Spandau ist durch die Wiedervereinigung größer geworden. Darum gibt es heute eine Ortslage „Groß-Glienicke“ in Spandau und die Gemeinde „Groß Glienicke“ (andere Schreibweise!) in Brandenburg. Diese wurde 2003 nach Potsdam eingemeindet.
Schon kurz nach Kriegsende war es mit der Einigkeit der Siegermächte nicht mehr weit her. In Folge eines Gebietstausches 1945 zwischen der britischen und der sowjetischen Besatzungsmacht kam der östliche Teil Groß Glienickes zu Spandau (Kladow), während West-Staaken dann zur DDR gehörte. Der Hauptgrund für den Tausch war der von den Briten genutzte Flugplatz Gatow. Diese wollten einen komfortablen Zugang dorthin bekommen, während es den Sowjets um „ihren“ Flugplatz in Staaken ging, der aber teilweise auf „West-Gebiet“ lag.
Groß Glienicke gehörte früher einmal zu Seeburg, also zum Land Brandenburg. Die Grenze des Seeburger Gebietes (Seeburger Zipfel) reichte bis fast an die Havel heran. Wenn die Briten zu ihren Flugplatz Gatow (heute in Kladow) wollten, hätten sie u.U. nasse Füße bekommen können – oder durch sowjetisches Gebiet fahren müssen. Ein Gebietstausch sollte dieses lästige Problem lösen. Im Zuge der Wiedervereinigung bekam Spandau West-Staaken zurück, während das ehemalige Seeburger Stückchen bei Spandau blieb.
Bilder vom Gutspark Groß Glienicke
Länge: 160 km
Das Land Berlin unterteilt die Route in drei Teilstrecken, die man als PDF herunterladen kann.
Berliner Mauerweg 1 – Stadtroute Hermsdorf – Mitte – Schönefeld – 50 km
Berliner Mauerweg 2 – Südroute Schönefeld – Lichterfelde – Griebnitzsee – 45 km
Berliner Mauerweg 3 – Westroute: Griebnitzsee – Spandau – Hermsdorf – 65 km