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Stadtmauer im Behnitz

Der letzte Rest von Spandaus ehemaliger Stadtmauer in ihrer fast ursprünglichen Form steht am Hohen Steinweg im Behnitz. Freigelegt und restauriert wurde er im Jahr 1981. Das Mauerstück hat eine Länge von 57 und eine Höhe von 6 Metern. An seinem Nordende sind noch rekonstruierte Reste eines Wiekhauses zu bewundern. Es ist das letzte seiner Art in ganz Berlin und damit von besonderer historischer Bedeutung.

Mit der Investition in den Mauerbau wollte Spandau im 14. Jahrhundert einerseits selbstbewusst seinen bürgerlichen Wohlstand demonstrieren, andererseits wollte man klare Zuständigkeiten für die Gerichtsbarkeit schaffen: Die Stadt durfte nun innerhalb der Mauern Recht sprechen.

Spuren der Vergangenheit am Hohen Steinweg

Stadtmauer im Behnitz (Foto: Ralf Salecker)

Erst 1981 wurde die alte Stadtmauer am Hohen Steinweg freigelegt und restauriert (Foto: Ralf Salecker)

Die allererste Stadtbefestigung Spandaus bestand nur aus Sandwällen und Holzpalisaden. Interessant dabei ist, dass ein Teil dieser Holzbefestigungen verputzt war und so wenigstens eine Zeit lang dem Feuer bei Angriffen standhalten konnte. Im Jahre 1319 begannen die Bürger Spandaus dann, ihre Stadt mit einer massiven Mauer zu umgeben. Das Fundament bestand aus Feldsteinen, der Rest aus Ziegelsteinen. Rund 30 Jahre dauerte das teure Unterfangen, bis der gesamte Bereich der heutigen Altstadt von einer Mauer umgeben war.

Mit der Investition in den Mauerbau wollte Spandau einerseits selbstbewusst seinen bürgerlichen Wohlstand demonstrieren. Wie auch anderen märkischen Städten in dieser Zeit, ging es Spandau gut. Andererseits wollte man klare Zuständigkeiten für die Gerichtsbarkeit schaffen: Die Stadt durfte nun innerhalb der Mauern Recht sprechen.

Stadtmauer im Behnitz (Foto: Ralf Salecker)

Im Jahre 1319 begannen die Bürger Spandaus damit, ihre Stadt mit einer massiven Mauer zu umgeben (Foto: Ralf Salecker)

Nachdem Kurfürst Waldemar verstorben war, erließ Herzog Rudolf von Sachsen als Vormund von Waldemars Witwe der Stadt Spandau alle Abgaben und Dienste für den Zeitraum des Mauerbaus. Diese Großzügigkeit war wahrscheinlich wohlkalkuliert, denn mit Waldemar war das Herrschergeschlecht der Askanier erloschen. Rudolf erhoffte sich nun von Spandau und anderen märkischen Städten Unterstützung, um die Nachfolge antreten zu können. Zusätzlich überließ er Spandau für zwei Jahre den Judenzins. Bei diesem handelte es sich um ein Schutzgeld, welches die in der Stadt wohnenden Juden jährlich an die markgräfliche Kammer als landesherrliche Kammerknechte zu zahlen hatten.

1626, während des Dreißigjährigen Krieges, wurde die Stadtbefestigung weiter ausgebaut. Umfangreiche Wallanlagen entstanden vor den Mauern der Stadt. Um 1880 begann Spandau damit, die alten Mauern fast vollständig zu entfernen.

Stadtmauer im Behnitz

Stadtmauer im Behnitz (Foto: Ralf Salecker)

Das Wiekhaus besaß innen drei hölzerne Zwischenböden, oben konnten die Verteidiger hinter Zinnen Deckung finden (Foto: Ralf Salecker)

Das Mauerstück am Hohen Steinweg im Behnitz hat eine Länge von 57 und eine Höhe von 6 Metern. Freigelegt und restauriert wurde es im Jahr 1981. Zuvor verbargen es Fachwerkbauten, welche direkt an die Mauer gesetzt worden waren. Am Nordende der Mauer sind noch rekonstruierte Reste eines Wiekhauses zu bewundern. Es ist das letzte seiner Art in ganz Berlin und damit von besonderer historischer Bedeutung. Wiekhäuser sind vorstehende Bereiche mittelalterlicher Stadtmauern, die in einigen Städten sogar zu kleinen Mauerhäusern oder -türmen ausgebaut wurden. Errichtet wurden sie zu Verteidigungszwecken. Die Wehrtürme waren zur Stadt hin offen und besaßen innen drei hölzerne Zwischenböden. Möglicherweise verteilten sich 39 dieser Türme rund um die Stadt. Einzig die Tortürme waren geschlossene Bauwerke. Oben konnten die Verteidiger hinter Zinnen Deckung finden. Als die Mauer am Hohen Steinweg restauriert wurde, dachte man kurzzeitig darüber nach, die abgerissenen alten Häuser durch moderne „identische“ Kopien zu ersetzen. Am Ende entschied man sich dann aber doch dagegen.

Tore in der Stadtmauer

Vier Tore in der Stadtmauer schufen einst eine Verbindung nach außen: das Klostertor, das Stresowtor, das Mühlentor und das Heidetor.

Das Klostertor lag am Südostende der heutigen Carl-Schurz-Straße (früher Potsdamer Straße und Klosterstraße). Gekrönt wurde es von einem Turm, der als Gefängnis diente. 1731 wurde es wegen Baufälligkeit auf königlichen Befehl abgerissen und durch ein neues zweiportaliges Tor mit Turmaufsatz ersetzt. Auch dieses musste weichen und wurde 1878/79 durch das Potsdamer Tor ersetzt.

Das Stresowtor, später Charlottenburger Tor genannt, in der heutigen Charlottenstraße verschwand mit dem Abriss der Spandauer Stadtmauer um 1880.

Das Mühlentor lag am Nordende des Behnitz. Der Straßenname Möllentordamm erinnert noch heute daran.

„Möllentordamm: Von um 1232 bis 1938 hieß die Straße Damm, nach dem Dorf Damm an der Nordseite der Straße, das aus sieben Fischereigrundstücken bestand und 1875 nach Spandau eingemeindet wurde. Da der Straßenname zu Verwechslungen Anlass gab, wurde er nach dem 1639 abgebrochenen Möllen- oder Mühlentor, das am Ostende der Straße lag, umbenannt. Die Südseite der Straße, die schon immer auf Spandauer Gebiet lag, hieß bis 1882 Oranienburger Straße.“ Quelle: Wikipedia

Vom Möllentordamm führte eine Brücke über die Havel auf den „Damm“, eine alte Heerstraße in den Barnim. Wegen des Baus der Zitadelle verlegte man 1560 die Heerstraße (später Berliner Chaussee) südlich der Festung. Zur besseren Wegführung entstanden dort später die Berliner Brücke und ein weiteres Tor, das Berliner Tor (anfangs Neues Tor). Das alte Mühlentor blieb noch bis 1630 bestehen. Dann ließ Kurfürst Georg Wilhelm es abreißen, da im Falle einer feindlichen Besetzung der Stadt Spandau Gefahr für die Zitadelle drohte. Mit dem Tor verschwand auch ein Großteil der Umfassungsmauer des Behnitz.

Am Nordwestende der jetzigen Carl-Schurz-Straße stand das alte Heidetor. Zwei Türme begrenzten es rechts und links. Mit der Errichtung des Oranienburger Tores im Jahr 1640 schloss man das Heidetor endgültig – trotz der eindringlichen Bitte der Spandauer Bürger an den Kurfürsten, es offenzuhalten. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die beiden Tortürme abgerissen. 1785 baute man in der entstanden Lücke das Spritzenhaus, in dem sich heute das Restaurant Kolk befindet.

Haltestellen:

Altstadt Spandau (icon_u-bahn7),
U Altstadt Spandau (icon_busX33)

Anfahrt aus Berlin:

S5/ Regionalbahn bis Berlin-Spandau, von dort zu Fuß weiter (ca. 10 Minuten) oder mit der icon_u-bahn7 bis Altstadt Spandau

Vom Berliner Hauptbahnhof bis Berlin-Spandau sind es mit der S5 etwa 30 Minuten. Die Regionalzüge benötigen ca. 15-20 Minuten.

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