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Mauerradweg

 

Die 28 km lange Tour beginnt am Schiffsanleger Alt-Kladow, der sich leicht von der S-Bahn-Station Wannsee mit der BVG-Fähre erreichen lässt. Von dort geht es zunächst gen Süden bis an die Stadtgrenze nach Potsdam. Hier stoßen wir auf den eigentlichen Mauerradweg, der uns entlang des ehemaligen Grenzverlaufs nach Norden bis zur Bürgerablage führt. Stationen auf dem Weg sind u. a. der Groß Glienicker See, die Rieselfelder, der Spandauer Forst und die ehemalige Westberliner Exklave Eiskeller.

 

Der Weg bietet eine abwechslungsreiche Landschaft mit Wasser, Wiesen und Wald. Unterwegs laden diverse besondere Orte zu Entdeckungen ein, vor allem zu einer Reise in Spandaus jüngere Geschichte der deutschen Teilung.

Von Kladow entlang der Stadtgrenze bis zur Bürgerablage

Imchen (Foto: Ralf Salecker)

Die Anreise zum Startpunkt der Tour ist auch über den Wannsee möglich (Foto: Ralf Salecker)

 

Die Uferpromenade in Kladow an der Imchenallee ist ein Tummelplatz für Berliner und Touristen, die mit der BVG-Fähre F10 von Wannsee kommen und es sich in den Cafés und Restaurants im Hafen gut gehen lassen. Bei schönem Wetter gibt es hier reichlich Gelegenheiten, draußen zu sitzen, das Treiben im Hafen zu beobachten und den Blick über das Wasser zu genießen.

 

Von der Fähre (km 0) kommend, radeln wir am Havelufer die Imchenallee entlang in Richtung Südwesten. Wir folgen dem Sacrower Kirchweg, bis wir am Lüdickeweg den Fraenkelschen Garten erreichen, eine kleine Parkanlage direkt am Havelufer. Hier gibt es auch ein Café, das an den Wochenenden dazu einlädt, Kaffee und selbstgebackenen Kuchen im Freien unter Sonnenschirmen zu genießen. Derzeit sind Park und Café allerdings wegen Umbaumaßnahmen geschlossen.

 

Groß Glienicker See

Groß Glienicker See (Foto: Ralf Salecker)

Zu Mauerzeiten verlief die Grenze durch den See (Foto: Ralf Salecker)

Auf der Sacrower Landstraße geht es weiter, bis wir am Luisenberg (km 2) den alten Grenzverlauf erreichen. Wir fahren durch den Wald und am Sacrower See vorbei bis zum Groß Glienicker See (km 4: Südspitze). Dieser war zu Mauerzeiten geteilt. Eine Hälfte gehörte seit einem Gebietstausch zum Westen. Im Winter ärgerten Spandauer auf dem zugefrorenen See die DDR-Grenzer, indem sie einfach auf die „Ost-Seite“ wechselten, ohne dass die Grenzer etwas dagegen unternehmen konnten. Wer im Sommer als Schwimmer bewusst oder unbewusst die unsichtbare Grenze in der Mitte des Sees passierte, musste damit rechnen, von den Grenzern zum Verhör „eingesammelt“ zu werden. Manch einer machte sich einen Spaß aus diesem Katz-und-Maus-Spiel.

Gedenktafel Maueröffnung Groß Glienicke (2009)

Eine Gedenktafel an der Straße soll an die Ereignisse erinnern, die an dieser Stelle am 24. Dezember 1989 zur Öffnung der Mauer führten. Das große Metallschild (auf der nördlichen Seite der Straße, doppelt ausgeführt in beide Fahrtrichtungen der Straße) wurde im November 2009 von Brandenburger Behörden an der Bundesstraße 2 auf dem Gebiet von Groß Glienicke (Ortsteil von Potsdam), direkt an der Grenze zu Spandau, aufgestellt.

Inschrift: Hier waren Deutschland und / Europa bis zum 24. Dezember 1989 / um 8 Uhr geteilt.

Ort: An der Bundesstraße 2 – Potsdamer Chaussee, Groß Glienicke, ca. 50 Meter westlich der Stadtgrenze zu (Kladow). ♁52° 28′ 38″ N, 13° 7′ 0″ O

Quelle: Wikipedia

Unser Weg führt uns am Westufer des Sees durch den Ort Groß Glienicke bis zum gleichnamigen Gutspark Groß Glienicke (km 6: Nordspitze). Leider müssen wir hier die Straße (Seepromenade) nutzen und können nicht direkt am See auf dem ehemaligen Mauerkontrollstreifen fahren. Früher gab es dort mal einen gut ausgebauten Radweg. Wegen Auseinandersetzungen mit einigen Anrainern wurde die Nutzung des historischen Weges jedoch unmöglich. Inzwischen ist er teilweise zerstört und durch Barrieren blockiert. Immerhin haben wir so aber die Möglichkeit, einen Blick auf die kleine Dorfkirche an der Straße zu werfen, die vom ehemaligen Radweg aus nicht zu sehen ist.

 

Gutspark Groß Glienicke

Potsdamer Tor (Foto: Ralf Salecker)

Durch das Potsdamer Tor gelangen wir in den Gutspark Groß Glienicke (Foto: Ralf Salecker)

 

Die Seepromenade wird zur Glienicker Dorfstraße. Diese mündet in die Potsdamer Chaussee. Genau an dieser Stelle steht das sanierte Potsdamer Tor, durch welches wir in den Gutspark Groß Glienicke gelangen. Auf dem Gutsparkgelände liegt versteckt zwischen Bäumen eine kleine Burgruine, die früher als romantische Gartengestaltung errichtet wurde und einen. Ein Abstecher dorthin lohnt sich in jedem Fall.

 

Direkt an der Straße Am Park stehen noch der im Jahr 1900 von Otto von Wollank als Gutskindergarten gestiftete gelbe Backsteinbau – heute liebevoll rerstauriert – und die kleine Schnitterkaserne.

Ehemalige Berliner Mauer in Groß Glienicke (Foto: Ralf Salecker)

Ein Mauersegment der ersten Generation ist an der Nordspitze des Glienickers Sees zu finden (Foto: Ralf Salecker)

 

Anschließend geht es auf dem ursprünglichen Weg weiter durch den Gutspark. Nach nur wenigen Metern kommen wir an Spandaus einzigem Relikt der Teilung vorbei: einem Mauersegment der ersten Generation der Berliner Mauer mit den ursprünglichen Zäunen. Es steht auf einer inzwischen freien Wiese an der Nordspitze des Glienicker Sees. Demnächst wird es in die Berliner Denkmalliste aufgenommen. Wir fahren an dem Mauerstück vorbei, dessen Umfeld von Potsdam und Spandau gleichermaßen gestaltet wurde, und verlassen den Gutspark durch das Spandauer Tor, welches an ein verfallenes kleines Märchenschloss erinnert.

 

Militärhistorisches Museum

Wir überqueren den Ritterfeld Damm und nehmen linker Hand den ausgeschilderten Weg entlang der Potsdamer Chaussee. Wer möchte, kann noch einen Abstecher nach rechts zum Militärhistorischen Museum (früher Luftwaffenmuseum) auf dem ehemaligen Flugplatz Gatow machen.

Militärhistorisches Museum Flugplatz Gatow

Das Museum ist eine Außenstelle des Museums der Bundeswehr in Dresden und versteht sich als modernes kulturhistorisches Museum, das seinen Besuchern vermitteln möchte, wie der Luftkrieg unser Denken vom Krieg verändert hat. Unzählige Flugzeuge und wechselnde Ausstellungen lassen die militärische Luftfahrtgeschichte lebendig werden.

Auch der Flugplatz Gatow ist ein geschichtsträchtiger Ort. Im Dritten Reich wurden hier Piloten der Wehrmacht ausgebildet. Im April 1945 wurde Berlin-Gatow dann von sowjetischen Truppen besetzt, die den Flugplatz im Juli des gleichen Jahres an die britische Besatzungsmacht übergaben. Besondere Bedeutung erlangte der Flugplatz während der Berliner Luftbrücke 1948/49, als hier rund ein Drittel der alliierten Flugzeuge landete und startete.

Naherholungsgebiet Rieselfelder

Rieselfelder (Foto: Ralf Salecker)

Die Rieselfelder sind heute ein beliebtes Naherholungsgebiet (Foto: Ralf Salecker)

 

Der Verkehr auf der B2 ist nur selten störend. Meist im Schatten von Bäumen radelnd, gelangen wir zu den ehemaligen Gatower Rieselfeldern (km 8,5). Inzwischen haben sie sich zu einem beliebten Naherholungsgebiet entwickelt, auf das zwischenzeitlich ein Großgastronom sein Auge geworfen hatte. Das Landschaftsschutzgebiet aus Obstalleen, Sträuchern und weiten Wiesen lädt zu ausgedehnten Spaziergängen oder auch zum Picknicken ein.

 

Ausblick vom „neuen“ Hahneberg

Am Beginn der Wilhelmstraße (km 11,5) biegen wir links in den Grenzweg ein, einen schmalen Weg, der parallel zum alten Mauerstreifen verläuft. Wir fahren an der Karolinenhöhe vorbei und erreichen bald den Hahneberg (km 13,5). Anders als der Insulaner wuchs er in den 1960er und 1970er Jahren aus Bauschutt und Aushub auf einer zugeschütteten Kiesgrube. Mit einer Höhe von 87 Metern ist der „neue“ Hahneberg Spandaus höchste Erhebung. Bis weit nach Berlin und ins Umland kann man von hier den Blick schweifen lassen. Eine kleine Sternwarte, die Bruno-H.-Bürgel-Sternwarte mit Berlins leistungsfähigstem Spiegelteleskop ermöglicht sogar noch viel weitergehende Blicke. Direkt daneben liegt – im natürlichen Hahneberg verborgen – das Fort Hahneberg, eine alte Befestigungsanlage von 1886. Sie wurde erbaut, um Spandau und die Zitadelle vor Feinden zu schützen. 40 Jahre dauerte ihr Dornröschenschlaf im ehemaligen Todesstreifen. Inzwischen ist sie für die Öffentlichkeit zugänglich, allerdings nur im Rahmen von Führungen und bei Veranstaltungen.

 

Ehemaliger Grenzübergang Heerstraße

Ehemaliger Grenzübergang Heerstraße (Foto: Ralf Salecker)

An der Heerstraße erinnert ein Schild an die Teilung Deutschlands (Foto: Ralf Salecker)

Unser Weg führt uns links am Hahneberg vorbei bis zum ehemaligen Grenzübergang Heerstraße (km 14). Ein großes Schild weist auf den geschichtsträchtigen Ort hin. Seit 1990 gehört der Ortsteil West-Staaken wieder zu Berlin. Damit liegt nun auch der ehemalige Grenzübergang – fast 2 Kilometer von der heutigen Grenze entfernt – „mitten im Land“. Am Beginn der Bergstraße existiert seit dem 13. August 2010 eine Mauergedenkstätte. Dort erinnern vier Stelen an die acht Toten Dieter Wohlfahrt (†1961), Peter Kreitlow (†1963), Adolf Philipp (†1964), Willi Block (†1966), Helmut Kliem (†1970), Klaus Schulze (†1972), Dietmar Schwietzer (†1977) und Ulrich Steinhauer (†1980), die an der Grenze zum Bezirk Spandau getötet wurden. Acht hellgraue Pflastersteine im Boden symbolisieren die Opfer.

Gedenktafel Maueröffnung Staaken (2009/10)

Zwei Gedenktafeln an der Straße sollen an die Maueröffnung am 10. November 1989 erinnern, die an diesem Tag zur Öffnung der Schlagbäume auch an der Grenzübergangsstelle Staaken führte. Die großen Metallschilder (auf beiden Seiten der Straße, beidseitig beschriftet) wurden ursprünglich im November 2009 von Brandenburger Behörden an der Bundesstraße 5 auf dem Gebiet von Dallgow, direkt an der Grenze zu Spandau aufgestellt. Damit standen sie an historisch falscher Stelle, denn die Grenzübergangsstelle befand sich rund 1,5 Kilometer weiter östlich, da der Spandauer Ortsteil Staaken zwischen 1951 und 1990 geteilt war und der westliche Teil als Gemeinde Staaken zur DDR gehörte. Im Februar 2010 wurden die Schilder wieder abgebaut; am 31. März 2010 wurde ein Schild vom Bezirksamt Spandau an der richtigen Stelle des ehemaligen Grenzübergangs Staaken aufgestellt. Seit dem 13. August 2010 ist dieses Bestandteil der Maueropfer-Gedenkstätte Spandau.

Inschrift: Hier waren Deutschland und / Europa bis zum 10. November 1989 / um 0:32 Uhr geteilt.

Ort: 1. Standort: An der Bundesstraße 5, 30 Meter westlich vom Grundstück Heerstraße 695 (Staaken). ♁52° 31′ 44″ N, 13° 7′ 8″ O

Ort: Aktueller historisch richtiger Standort: An der Bundesstraße 5, Höhe Bergstraße an der Heerstraße (Staaken) ♁52° 31′ 28″ N, 13° 8′ 33″ O

Quelle: Wikipedia

Wir überqueren die Fahrbahn und folgen der Bergstraße bis zur Linkskurve. Kurz davor steht gegenüber von Bergstraße 38 ein Holzkreuz, welches an den Studenten Dieter Wohlfahrt erinnert, der hier im ehemaligen Grenzbereich erschossen wurde.

Erinnerung an Dieter Wohlfahrt

Gedenkort für Dieter Wohlfahrt (Foto: Ralf Salecker)

Dieter Wohlfahrt engagierte sich in studentischen Aktionen zur Fluchthilfe (Foto: Ralf Salecker)

 

Der 20-jährige Student versuchte an der Bergstraße zwischen Staaken und Spandau der Mutter einer Bekannten zur Flucht nach West-Berlin zu verhelfen. Der Österreicher, der bis 1956 noch in der DDR gelebt hatte, engagierte sich in studentischen Aktionen zur Fluchthilfe. Wohlfahrt und seine Begleiter gerieten in einen Hinterhalt der Grenzsoldaten der DDR, die auf die Gruppe schossen. Dieter Wohlfahrt wurde tödlich getroffen und blieb eine Stunde ohne ärztliche Versorgung im Grenzbereich liegen. Die strafrechtlichen Ermittlungen gegen die ehemaligen Grenzpolizisten, die Dieter Wohlfahrt erschossen haben, werden 1996 mit der Begründung eingestellt, im Zweifel hätten die mutmaßlichen Täter in Notwehr gehandelt.

 

Quelle: Wikipedia

Dorfkirche Alt-Staaken

Dorfkirche Alt-Staaken (Foto: Ralf Salecker)

In der Kirche in Alt-Staaken erinnert ein Wandbild an die Wiedervereinigung (Foto: Ralf Salecker)

 

Über einen schmalen Weg geht es weiter zum Grünzug Bullengraben. Dieser erstreckt sich vom Ziegelhof (nahe dem Spandauer Burgwall in der Wilhelmstadt) 4,5 Kilometer bis nach Staaken. Wir folgen dem Grünzug, indem wir nach Westen (links) abbiegen. Unser nächstes Ziel ist die Dorfkirche Alt-Staaken (km 15) am Nennhauser Damm. Die vermutlich 1436–38 erbaute Kirche ist zwar äußerlich unscheinbar, ein Besuch lohnt sich aber trotzdem. Einerseits vereint sie in ihrem Inneren Modernes und Altes in gelungener Weise miteinander. Zum anderen gibt es ein besonderes Wandbild, das an die Wiedervereinigung erinnert. Jahrzehntelang führte die Kirche ein Dornröschendasein im Grenzstreifen. Glücklicherweise fiel sie nicht der Spitzhacke zum Opfer.

Teilungsdenkmal Staaken (ca. 1991)

Der Kirchhof der Dorfkirche Staaken ist ein Ort, der 39 Jahre lang an der innerdeutschen Grenze lag. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das zum Berliner Bezirk Spandau gehörige Staaken im Rahmen eines Gebietsaustausches geteilt; ab 1951 wurde das der sowjetischen Kontrolle unterstellte „West-Staaken“ vom Ost-Berliner Bezirk Mitte aus verwaltet. Staaken war durch eine Grenze geteilt, die sich drastisch mit dem Bau der Mauer im am 13. August 1961 manifestierte. Nun lag die Dorfkirche unmittelbar an der Demarkationslinie auf der westlichen Seite, in dem von der DDR verwalteten Gebiet. Für die Bewohner West-Berlins war sie unzugänglich, den Bewohnern von West-Staaken konnte sie jedoch weiterhin als Gemeindekirche dienen. Im Rahmen des Einigungsvertrages wurde das nach 1961 zu einer selbstständigen Gemeinde im Bezirk Potsdam gewordene Staaken wieder in den Bezirk Spandau eingegliedert.

Inschrift (Text in Versalien): 1951 / Geteilt Staaken Vereint / 1990

Ort: Hauptstraße 12 Ecke Nennhauser Damm 72 (Staaken). ♁52° 31′ 52″ N, 13° 8′ 26″ O

Quelle: Wikipedia

Gartenstadt Staaken

Nur 500 Meter weiter in Richtung Norden liegt der Regionalbahnhof Staaken. Die Straße überbrückt hier die Bahngleise der Lehrter Bahn. Zu Mauerzeiten konnte man an dieser Stelle weit in die Grenzanlagen der DDR hineinschauen. Der Bahnhof und die durchfahrenden Züge unterlagen besonders intensiven Kontrollen durch die Grenzbeamten der DDR. Jegliche Flucht von DDR-Bürgern sollte verhindert werden. Zwischen Lehrter und Hamburger Bahn erstreckt sich die Gartenstadt Staaken. Mit ihrer Errichtung sollte zu Beginn des 20. Jahrhunderts die enorme Wohnungsnot in Spandau gemindert werden, wobei gleichzeitig ein Spagat zwischen preiswertem und lebenswertem Bauen versucht wurde. Die Gartenanlagen zwischen den Häusern sorgen für ländliche Idylle. Auch heute gibt es lange Wartelisten mit Interessenten, die dort gerne eine Wohnung beziehen würden.

Infostelen Franziskuskirche (Foto: Ralf Salecker)

Hier stand einst im Grenzstreifen die Franziskuskirche, die 1987 auf Befehl der DDR-Regierung abgerissen wurde (Foto: Ralf Salecker)

Etwas nördlich des Torweges steht eine Infostele vor einem eingezäunten Stück Wiese. Während ringsherum der gesamte Grenzstreifen längst bebaut wurde und deshalb nicht mehr erkennbar ist, ist an dieser Stelle eine freie Fläche verblieben. Einst stand hier im Grenzstreifen die Franziskuskirche, die 1987 auf Befehl der DDR-Regierung abgerissen wurde.

 

Bahnhof Albrechtshof

Kurz vor dem Seegefelder Weg unterqueren wir die Gleise der Hamburger Bahn in Richtung Falkensee. Der letzte Bahnhof auf Spandauer Gebiet ist Albrechtshof. Berühmt wurde er, weil hier am 5. Dezember 1961 ein Personenzug mit hoher Geschwindigkeit die bereits gesicherte Grenze durchbrach. Dem Lokführer gelang so die Flucht in den Westteil Berlins. Das dramatische Ereignis blieb nicht ohne Folgen: 34 Jahre sollte es anschließend dauern, bis wieder ein Zug auf der nunmehr hochgelegten Bahntrasse fuhr.

Finkenkruger Weg

Weiter geht es entlang des Finkenkruger Weges. 40 Jahre lang bildete er die Grenze zwischen Weststaaken (DDR) und Staaken (Berlin). Am Ende, kurz bevor wir den Spektegrünzug durchqueren, erinnert ein Holzkreuz (km 17) vor dem Finkenkruger Weg 118 (gegenüber der Einmündung zum Albrechtshofer Weg ) an Willi Block (*5. Juni 1934), der hier am 7. Februar 1966 bei einem Fluchtversuch erschossen wurde.

Erinnerung an Willi Block

Gedenkort für Willi Block (Foto: Ralf Salecker)

Später stellte ein Gericht fest, dass das Verhalten eines Todesschützen den Charakter einer (versuchten) Hinrichtung hatte (Foto: Ralf Salecker)

Nach der Schule absolvierte Willi Block eine Ausbildung zum Bauarbeiter. Von 1954 bis 1959 war er Grenzpolizist und besuchte eine Unteroffiziersschule. Er wurde Panzerkommandant und Ausbilder. Beim Bau der Mauer half er als Mitglied einer Betriebskampfgruppe. Er war Mitglied der Sozialistische Einheitspartei Deutschlands. Block floh mehrfach aus der DDR.

Der erste Fluchtversuch am 13. Januar 1962 gelang ihm, er kehrte aber nach einem Monat in die DDR zurück, um seine Frau nachzuholen. Bei der Rückkehr wurde er verhaftet und für sechs Wochen in ein Arbeitslager gebracht, das er nach der Verpflichtung als Geheimer Informant verlassen durfte. Kurz nach seiner Entlassung floh er am 18. August 1962 erneut nach West-Berlin. Dort berichtete er von seiner Anwerbung durch das Ministerium für Staatssicherheit. Da er auch zugab über das Notaufnahmeverfahren West-Berlins berichtet zu haben eröffnete die Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Freiheitsschutzgesetz gegen ihn.

Im Dezember 1962 kehrte er erneut in die DDR zurück weil seine Ehefrau die Scheidung einreichen wollte. Wegen des Vorwurfs der Spionage wurde er festgenommen und im April 1963 zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Im November 1965 kam er aus der Haft in der Justizvollzugsanstalt Bautzen ins Betonwerk Staaken. Seine Arbeit dort war von Konflikten mit seinen Vorgesetzten geprägt. Er konsumierte häufig Alkohol während der Arbeitszeit.

Am 7. Februar 1966 war er so betrunken, dass ihm die Arbeit untersagt wurde. Im Laufe des Nachmittags begab er sich zur nahe gelegenen Grenze, überwand dort die Hinterlandmauer und passierte die Hundelaufanlage. Zwei Angehörige der Grenztruppen der DDR entdeckten ihn gegen 15:45 und gaben Warnschüsse ab, durch die er sich nicht aufhalten ließ. Block war mittlerweile an der letzten Hürde, drei Rollen Stacheldraht, vor West-Berlin angelangt. Seine Kleidung verfing sich in den Stacheldrahtrollen, so dass er bewegungsunfähig auf dem Bauch liegend gefangen war. Auf beiden Seiten der Grenze kamen bewaffnete Grenzer und Polizisten zum Tatort.

Willi Block bat die West-Berliner Ordnungshüter um Hilfe, die diese aber erst bei Erreichung West-Berliner Territoriums in Aussicht stellten. Auf der anderen Seite forderten die Grenzer der DDR ihn auf zurückzukommen, was er nicht konnte. Als der Flüchtende versuchte, sich zu befreien und rief: „Erschießt mich doch, ihr Hunde“, eröffneten die Grenzsoldaten und der anwesende Regimentskommandeur das Feuer auf ihn. Nachdem die Dienstpistole des Regimentskommandeur leergeschossen war, lieh er sich eine AK-47, um weiter schießen zu können. Von 72 abgegebenen Schüssen trafen 4 den wehrlos am Boden liegenden Block.

Als zwei Grenzsoldaten gegen Abend die Leiche von Willi Block auf einem Lkw sahen, entschlossen sie sich zur Flucht, die noch am gleichen Tag gelang. In der westlichen Presse gab es mehrere Berichte zu den Vorfällen. Die Presse der DDR stellte Block als Kriminellen und Agenten des Westens dar. Nach der deutschen Wiedervereinigung kam es 1993 zu einer juristischen Aufarbeitung des Todes vor dem Landgericht Berlin. Während der Stabschef, zwei Grenzposten und ihr Kommandeur aus Mangel an Beweisen freigesprochen wurden, verurteilte das Gericht den Regimentskommandeur wegen Totschlags zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren ohne Bewährung. Das Gericht attestierte, dass sein Verhalten „Charakter einer (versuchten) Hinrichtung“ trug.

Quelle: Wikipedia

Wer mag, kann am Ende des Finkenkruger Weges noch einen Abstecher zum Geschichtspark Falkensee machen. Dieser erinnert an die Außenstelle des KZ Sachsenhausen, die sich einst an diesem Ort befand. Mit dem Fahrrad benötigt man ca. 5 Minuten dorthin. Heute zeugen noch eine alte Baracke und Fundamente von einem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte. Für die Opfer der Faschisten ist ein Ehrenmal errichtet worden.

Bürgermeistergarten

Ausstellung am ehemaligen Grenzübergang Falkenseer Chaussee (Foto: Ralf Salecker)

Eintauchen in die Geschichte der deutschen Teilung in Spandau und Falkensee (Foto: Ralf Salecker)

 

Bevor wir die Spandauer Straße (Brandenburg) kurz vor der Falkenseer Chaussee (Spandau) überqueren, lohnt ein Blick in den Bürgermeistergarten auf der Grenze zwischen Spandau und Falkensee im Land Brandenburg. Er stammt aus dem Jahr 2005, als Spandau und Falkensee sich gemeinsam für die Brandenburger Landesgartenschau bewerben wollten. Ein „Grünes Band der Sympathie“ sollte die beiden Orte miteinander verbinden. Aus Lindenholz schuf der Künstler Ingo Wellmann zwei Amtssitze für die beiden Bürgermeister. Entlang des Weges stehen heute ein rundes Dutzend Schautafeln, die an die Grenze erinnern.

Erinnerungsstein Deutsche Teilung (1994)

Findling am ehemaligen Grenzübergang Falkenseer Chaussee (Foto: Ralf Salecker)

Vier Tonnen Stein erinnern an die deutsche Teilung (Foto: Ralf Salecker)

Am 3. Oktober 1994 wurde südlich der Falkenseer Chaussee – genau auf der Grenzlinie von Spandau und Falkensee – ein Findling als Erinnerung an die langen Jahre der deutschen Teilung aufgestellt. Der vier Tonnen schwere Findling war vom Spandauer Steinmetzmeister Karlheinz Schafhausen gestaltet worden.

Inschrift (Texte in Versalien): Zur / Erinnerung / an die /Trennung / bis / 1989

Ort: Falkenseer Chaussee, Stadtgrenze (Falkenhagener Feld) ♁52° 33′ 17″ N, 13° 8′ 50″ O

 

Quelle: Wikipedia

Grünzug Spektewiesen

 

Spektewiesen (Foto: Ralf Salecker)

Nahe dem ehemaligen Grenzübergang Falkenseer Chaussee erstreckt sich bis zum Waldrand der Grünzug Spektewiesen (Foto: Ralf Salecker)

Wir überqueren die Spandauer Straße genau dort, wo sich einst der Grenzübergang Falkenseer Chaussee befand. Auf der anderen Straßenseite erstreckt sich bis zum Waldrand der Grünzug Spektewiesen. Nach nur wenigen Metern fällt rechts am Wegesrand eine inzwischen arg mitgenommene dreiteilige Holzskulptur auf. Sie stammt ebenfalls von Ingo Wellmann und soll an den Fall der Berliner Mauer erinnern. Früher waren die drei Stelen in den Farben Schwarz, Rot und Gold bemalt. Eine weitere Holzskulptur befindet sich etwa 100 Meter weiter auf der linken Seite. Auf den ersten Blick scheint sie uninteressant zu sein, weil nicht genau erkennbar ist, um was es sich hier handelt. Das ändert sich jedoch rasch, sobald man einen Blick auf die Rückseite wirft. In den Spektewiesen betätigen sich in einem abgesperrten Bereich asiatische Wasserbüffel als biologische Rasenmäher. Die sanften Riesen sind inzwischen eine gern besuchte Attraktion.

 

Spandauer Forst

Dem schmalen Teerweg folgend, nähern wir uns nun dem Spandauer Stadtforst. Einige wenige Meter fahren wir entlang der Pestalozzistraße, um dann rechter Hand in den Stadtforst abzubiegen. Direkt am Waldrand ist die Holzskulptur Adler und Bär zu sehen. Der Künstler Ingo Wellmann hat hier die Wappentiere der beiden Bundesländer Berlin und Brandenburg zu einem Kunstwerk verarbeitet. Einige hundert Meter weiter (in der Verlängerung der Radelandstraße) weist auf der linken Seite eine Infostele Chronik der Mauer auf weitere Maueropfer hin: Helmut Kliem (†1970) und Klaus Schulze (†1972).

Erinnerung an Helmut Kliem und Klaus Schulze

Erinnerung an Helmut Kliem und Klaus Schulze (Foto: Ralf Salecker)

Auch im Spandauer Stadtforst wird Maueropfern gedacht (Foto: Ralf Salecker)

 

Helmut Kliem (2. Juni 1939 bis 13. Nov. 1970)

 

Helmut Kliem lebte mit seiner Frau und zwei Kindern in Berlin. Er war Hauptwachtmeister bei der Volkspolizei und im Betriebsschutz des Lokomotiv- und Elektrotechnischen Werks in Hennigsdorf eingesetzt.

 

Am 13. November 1970 traf Helmut Klien sich nach seiner Nachtschicht mit seinem Bruder. Zusammen besuchten sie eine Gaststätte in West-Staaken und konsumierten dort Alkohol. Gegen 15 Uhr brachen sie auf, um Helmut Kliems Frau und Kinder von ihrer Arbeitsstelle und dem Hort abzuholen. Auf seinem AWO-Motorrad-Gespann verpassten sie den Abzweig zur Arbeitsstelle der Frau und fuhren versehentlich zum Grenzbereich. Zehn Meter vor einem Tor zum Grenzbereich hielten sie an und wendeten. Auf Rufe der Grenzsoldaten reagierten beide nicht, während sie sich wieder von der Grenze entfernten. Während die Besatzung eines nahen Wachturms nicht eingriff, beschloss ein Grenzsoldat, der das Tor bewachte, das Feuer auf die Motorradfahrer zu eröffnen. Von den sieben Schuss, die er nach eigenem Bekunden auf die Reifen abgab, traf einer durch das Schulterblatt die Oberarmschlagader von Helmut Kliem und einer die Hand seines Bruders. Das Motorrad stoppte, und Helmut Kliem stieg ab. Nach einigen Schritten in Richtung der Grenzer brach er zusammen. Ein Anwohner wurde von den Grenzposten davon abgehalten, Erste Hilfe zu leisten. Nach einer Stunde erfolgte der Transport ins Krankenhaus Staaken. Dort erlag Helmut Kliem gegen 16.30 Uhr seinen Verletzungen.

Helmut Kliems Ehefrau wartete vergebens auf ihren Mann und holte die Kinder selbst aus dem Hort ab. Am Abend wurde sie von zwei Unbekannten aufgesucht, die Fragen zu ihrem Mann stellten. In der Potsdamer Bezirksbehörde der Volkspolizei bekam sie am nächsten Tag mitgeteilt, dass ihr Mann tot sei und seine Leiche bereits eingeäschert wäre. Helmut Kliems Bruder wurde drei Wochen vom Ministerium für Staatssicherheit festgehalten. Er und seine Schwägerin wurden anschließend zur Verschwiegenheit verpflichtet, während der Vorfall öffentlich als Unfall dargestellt wurde.

Der Vorfall erfüllte den Tatbestand des Mordes nach dem Strafgesetzbuch der DDR. Ein Grenzdurchbruch drohte nicht. Trotzdem wurden die beteiligten Grenzsoldaten befördert. Der Todesschütze erhielt die Medaille für vorbildlichen Grenzdienst. Nach der deutschen Wiedervereinigung musste er sich 1997 in einem Mauerschützenprozess vor dem Landgericht Potsdam verantworten. Wegen Totschlags in Tateinheit mit versuchtem Totschlag erhielt er eine Freiheitsstrafe von 20 Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wurde.

Quelle: Wikipedia

 

Klaus Schulze (13. Okt. 1952 bis 7. Mär. 1972)

Klaus Schulze wurde in Falkensee geboren und ging bis 1968 in Falkenhöh zur Schule. Im Alter von 14 Jahren unternahm er einen ersten Fluchtversuch, der für ihn ohne Folgen blieb. Die anschließende Ausbildung zum Rinderzüchter brach er ab und arbeitete in der Folgezeit als Hilfsarbeiter. Wegen seiner häufig wechselnden Arbeitsstellen, zwischen denen er immer wieder arbeitslos war, wurde er vom Rat der Stadt Falkensee gerügt.

Am 5. März 1972 bekam er zusammen mit seinem Freund Dieter Krause einen erneuten Verweis wegen „Arbeitsbummelei“. Beide sollten in ein Arbeitserziehungslager eingewiesen werden und suchten daher nach einem Weg die DDR zu verlassen. Am Folgetag beobachteten die beiden den Grenzstreifen, der direkt hinter dem Grundstück eines Freundes in Falkenhöh verlief, über 24 Stunden. Dabei stellten sie fest, dass der nächste Wachturm etwa 300 Meter entfernt lag, eine Lampe der Kontrollstreifenbeleuchtung nicht funktionierte und Gebüsche im Grenzstreifen Deckung für die Flucht boten.

Am Nachmittag des 7. März 1972 suchten sie mehrere Lokale in Falkensee auf, bis sie sich gegen 20 Uhr zu dem Grundstück an der Grenze begaben. Mit einer vor Ort gefundenen Leiter krochen sie unter dem Hinterlandzaun durch und überkletterten den anschließenden Signalzaun mit der Leiter. Dabei lösten sie stillen Alarm aus. Sie rannten mit der Leiter weiter zum abschließenden Streckmetallzaun. Als Dieter Krause die Leiter an diesem Zaun anlegte, eröffnete die Besatzung des Wachturms das Feuer auf die Flüchtenden. Während er über den Zaun gelangte, erlitt Klaus Schulze einen Steckschuss in die Brust, der seine Hauptschlagader und die Lunge verletzte.

Am nächsten Tag holten Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) die Schwester des Toten zu einem Verhör ab. Seine Eltern informierte das MfS drei Tage später über den Vorfall. Sie mussten einer Einäscherung zustimmen. In der Folgezeit wurde die Familie durch Inoffizielle Mitarbeiter des MfS überwacht.

Nach der deutschen Wiedervereinigung nahm die Berliner Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen des Vorfalls auf, die 1994 zu einem Mauerschützenprozess führten. Das Verfahren gegen einen der Grenzposten wurde wegen Verhandlungsunfähigkeit eingestellt. Den zweiten Grenzposten sprach das Landgericht Potsdam 1997 frei, weil ihm keine Tötungsabsicht nachgewiesen werden konnte.

Quelle: Wikipedia

Nun radeln wir auf dem durchgehend asphaltierten Weg weiter durch den Spandauer Forst. Den alten Grenzstreifen kann man nur noch erahnen. Seit 1999 und 2000 ist der Wald auf beiden Seiten Naturschutzgebiet. Stark ansteigende Hügel machen die Tour auf diesem Abschnitt zu einem besonderen Vergnügen, geht es danach doch immer wieder rasant bergab. Unterwegs erinnert eine Gedenkstele an Adolf Philipp, der am 5. Mai 1964 aus unbekannten Gründen von Spandau aus in den Grenzstreifen gegangen war und von DDR-Grenzsoldaten erschossen wurde. Sein Fahrrad wurde am Oberjägerweg gefunden. Dort steht heute ein Mahnkreuz.

Ehemalige Westberliner Exklave Eiskeller

Eiskeller - Schönwalde (Foto: Ralf Salecker)

Auch die ehemalige Westberliner Exklave Eiskeller liegt auf dem Weg (Foto: Ralf Salecker)

 

Der Weg führt uns bis in den Eiskeller (km 22). Die ehemalige Westberliner Exklave erhielt ihren Namen aufgrund der häufig niedrigen Temperaturen, die das Gebiet zu einem Lagerort für Eis aus dem zugefrorenen Falkenhagener See gemacht haben sollen. Zu DDR-Zeiten konnte man nur über einen 4 Meter breiten und 800 Meter langen Zugangsweg dorthin gelangen. Drei Familien lebten auf Bauernhöfen im Eiskeller.

 

1961 ging eine scheinbar spektakuläre Geschichte durch die Medien. Ein kleiner Junge hatte behauptet, DDR-Volkspolizisten hätten ihn dort auf dem Weg zur Schule nach Spandau behelligt, weswegen es ihm an diesem Tage nicht möglich gewesen sei, in der Schule zu erscheinen. Damit Ähnliches nicht wieder geschah, brachten ihn in den Tagen darauf britische Soldaten zur Schule. Viel später wurde bekannt, dass die Geschichte nur der Schwindel eines Schulschwänzers war.

Später wurde der Eiskeller zum beliebten Anlaufpunkt für Spandauer nach Radtouren entlang der Mauer. Auf einem der Bauernhöfe gab es immer frische Eier und – was noch viel wichtiger war – immer ein erfrischendes Eis am Stiel. Damals war der Eiskeller ein wenig das Ende der Welt, heute gibt es eine direkte Verbindung von hier nach Falkensee.

Der zu Mauerzeiten äußerst beliebte 5 Kilometer lange Rundweg durch den Eiskeller ist ein „Opfer“ des Mauerfalls geworden. Wer die ehemalige Westberliner Exklave erkunden will, um einen Blick auf die Pferdekoppeln zu werfen, muss den gleichen Weg wieder zurückfahren, wenn es anschließend auf dem Mauerradweg weitergehen soll.

Dort, wo der Eiskellerweg auf den Nieder Neuendorfer Kanal trifft erinnert eine Gedenkstele an Ulrich Steinhauer, einen Grenzsoldaten der DDR, der im Alter von 24 Jahren am 4. November 1980 bei der Flucht eines anderen Soldaten nach Berlin-West an der Berliner Mauer erschossen wurde.

 

Steinerne Brücke in Schönwalde

Wir setzen unsere Tour in Richtung Schönwalde fort. Der Weg führt nun nicht mehr durch den Wald, sondern durch eine offene Landschaft. Linker Hand ist der oft trockene Nieder Neuendorfer Kanal zu sehen. Eine Stromtrasse verläuft entlang der ehemaligen Grenze. Damals sollte Berlin hierüber an das westdeutsche Stromnetz angeschlossen werden. In Schönwalde befindet sich die Steinerne Brücke. Zu Mauerzeiten war hier kein Durchkommen möglich. Erst am 7. Mai 1994 öffnete man die Verbindung zwischen Berlin und Schönwalde wieder. 2007 wurde an der Brücke von den Bürgermeistern Spandaus und Schönwaldes (www.schoenwalde-glien.de) ein Mauerdenkmal für die Opfer der innerdeutschen Grenze errichtet.

Gedenktafel an der Steinernen Brücke (Auszug)

Am 13. August 1961 wurde durch die Regierung der DDR die Grenze zu den Westsektoren Berlins „gesichert“. Bis zum 9. November 1989 war die innerdeutsche Mauer sichtbares Zeichen der Teilung Deutschlands. Auch zwischen Schönwalde und Berlin wurden Grenzbefestigungen errichtet. Diese Grenzbefestigungen bestanden aus mehreren abgestuften Zonen, die durch Mauerteile, Zäune, Gräben, Durchfahrtssperren und Wege getrennt waren.

Laßzinswiesen (Foto: Ralf Salecker)

Von der Aussichtsplattform ist ein Blick auf den See möglich (Foto: Ralf Salecker)

An der Steinernen Brücke überqueren wir die Schönwalder Allee (km 23) und folgen dem Weg, am Laßzinssee vorbei, durch den Wald. Der 12 Hektar große ehemalige Baggersee, heute ein Naturschutzgebiet, ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Von zwei Aussichtsplattformen aus ist jedoch ein Blick hinein und über die Laßzinswiesen möglich. Seltene Vögel brüten hier. In nördliche Richtung befanden sich zu DDR-Zeiten Felder, die angeblich unter einer „imperialistischen Kartoffelkäferplage“ litten. Dies behauptete jedenfalls die Propaganda der DDR. Die Käfer seien nachts mit dem Flugzeug abgeworfen worden.

 

Oberjägerweg

Wir fahren den Mauerradweg ein kurzes Stückchen weiter, bis wir den Oberjägerweg (km 25,5) erreichen. Direkt am Radweg liegt eine größere eingezäunte Obstwiese, auf der sich im Sommer Schafe tummeln. Etwa 100 Meter in den Oberjägerweg hinein steht ein Mahnkreuz für Adolf Philipp, der am 15. Mai 1964 von der Westseite den Grenzstreifen betrat und von DDR-Grenzsoldaten erschossen wurde.

Erinnerung an Adolf Philipp (1964)

Adolf Philipp (* 13. August 1943 in Ziemetshausen; † 5. Mai 1964 in Berlin) war ein Todesopfer an der Berliner Mauer. Ein Angehöriger der Grenztruppen der DDR erschoss den West-Berliner, als er mit einer Gaspistole bewaffnet in einem Erdbunker im Grenzgebiet aufgegriffen wurde.

 

Leben

Erinnerung an Adolf Philipp (Foto: Ralf Salecker)

Der 20-jährige Adolf Philipp wurde von Grenzsoldaten erschossen (Foto: Ralf Salecker)

 

Adolf Philipp wurde im bayrischen Ziemetshausen als erstes von vier Kindern geboren. Nach der Schule, die er mit der mittleren Reife abschloss, absolvierte er im Sommer 1963 eine Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker – sein Vater betrieb ein Radiogeschäft. Um dem Wehrdienst zu entkommen, nahm er im August 1963 eine Stelle in Berlin-Schöneberg an. Er zog in ein möbliertes Zimmer am Kurfürstendamm. Während der Anfangszeit in Berlin besuchte er Kulturveranstaltungen, Messen und Ähnliches. Zusätzlich entwickelte er ein Interesse für die Grenzanlagen der Berliner Mauer. Mit dem Fahrrad fuhr er den Grenzverlauf mehrfach ab und begab sich dabei auch in das Niemandsland zwischen West-Berlin und den teilweise zurückgesetzten Grenzanlagen. Er nahm Kontakt zu Fluchthelfern auf und beteiligte sich an Protestkundgebungen. Gegenüber Freunden und Familie äußerte er sich erbost über das Grenzregime. Aus Notizen, die die Polizei nach seinem Tod in seiner Wohnung fand, ging hervor, dass er eine Aktion plante, ohne spezifisch zu werden.

Am Abend des 4. Mai 1964 fuhr er, bewaffnet mit einer Gaspistole, mit dem Fahrrad zur Grenze bei Berlin-Spandau. Zwei Posten fanden seine Fußspuren und gingen in den Erdbunker, um Meldung zu machen. Dabei trafen sie auf Adolf Philipp, der sie mit der Pistole bedrohte. Ein Posten eröffnete umgehend das Feuer und traf Adolf Philipp tödlich. Die staatliche Nachrichtenagentur der DDR ADN gab am nächsten Morgen bekannt, dass ein West-Berliner im Raum Berlin-Staaken einen Überfall auf Grenzsoldaten beging und dabei durch Schussverletzungen verstarb. Dieser Bericht konnte im Westen vorerst nicht verifiziert werden, da es weder Erkenntnisse über gefallene Schüsse in dem angegebenen Bereich gab noch Beschädigungen an den Grenzanlagen gefunden wurden. Die Leiche von Adolf Philipp überstellte die DDR am 6. Mai an West-Berlin, womit die Todesursache festgestellt werden konnte. Unter medialer Aufmerksamkeit fand die Beerdigung am 11. Mai 1964 in seinem Geburtsort statt.

Zum Gedenken an Adolf Philipp stellte das Bezirksamt Spandau am 13. August 1964 – dem dritten Jahrestag der Berliner Mauer – ein Holzkreuz am Fundort seines Fahrrads unweit der Grenze am Oberjägerweg auf. Die Berliner Staatsanwaltschaft nahm nach der deutschen Wiedervereinigung Ermittlungen gegen die beteiligten Grenzsoldaten auf. Da diese durch Adolf Philipp bedroht wurden und nicht wissen konnten, dass seine Waffe keine scharfe Munition verschießen konnte, wurde von einer Notwehrhandlung ausgegangen.

Inschrift: Adolf Philipp (20) / Am 5. Mai 1964 / bei dem Versuch / aus politischen / Gründen die Grenze / im Gebiet Spandau / zu überschreiten / von Grenzsoldaten / erschossen

Ort: Spandauer Forst, Oberjägerweg – rund 110 Meter vor der Stadtgrenze (Hakenfelde). ♁52° 35′ 28″ N, 13° 11′ 12″ O

Quelle: Wikipedia

Ehemalige Exklaven Fichtewiese und Erlengrund

Fichtewiese / Erlengrund (Foto: Ralf Salecker)

Die Exklaven Fichtewiese und Erlengrund waren ein Kuriosum der Teilung (Foto: Ralf Salecker)

 

Zwei Kilometer weiter erreichen wir unser Ziel: die ehemaligen Westberliner Exklaven Fichtewiese und Erlengrund und den Strand der Bürgerablage. Die beiden Exklaven waren ein Kuriosum der Teilung: Die dort befindlichen Laubenkolonien waren nur betretbar, nachdem sich die Gartenbesitzer an einer kleinen Pforte bei den Grenzposten gemeldet hatten. Der Übergang verschwand nach dem Gebietsaustausch 1988, infolgedessen die beiden Exklaven unkontrollierten Gebietsanschluss an West-Berlin erhielten.

 

Badestelle Bürgerablage

Die Bürgerablage ist Spandaus nördlichste Badestelle an der Oberhavel. Über die Herkunft des Namens streiten sich die Gelehrten. Wahrscheinlich wurde hier früher einmal für Spandauer Bürger Holz gelagert, die sich so einen Nebenverdienst sicherten. Zur DDR-Zeiten patrouillierten Grenzboote, um die Grenze nach Brandenburg vor den Schwimmern zu „schützen“.

Heute ist die Bürgerablage eine normale Badestelle mit rustikaler Gaststätte (Jagdhaus). Kaum ein Badender denkt noch darüber nach, wie es an dieser Stelle vor etwas über 20 Jahren einmal ausgesehen hat. Damals badete man unter dem Blick der DDR-Grenzboote. Wer hier in die falsche Richtung schwamm, konnte schnell Ärger bekommen. Nur wenige Schritte weiter begann die Grenze. Heute muss man erst ein Stück bis nach Nieder Neuendorf fahren, um ein Relikt der ehemaligen Grenzanlagen, einen Grenzturm, der heute ein Museum der örtlichen Teilungsgeschichte ist, zu sehen.

Start: Havelpromenade in Alt-Kladow im Süden Spandaus

Ziel: Bürgerablage im äußersten Norden Spandaus

 

Länge: ca. 28 km

Fahrtzeit: ca. 3 Stunden

 

Anschlusstouren: Von der Bürgerablage besteht Anschluss an die Tour Altstadt Spandau nach Nieder Neuendorf. Zur Altstadt Spandau sind es etwa 10 km. An der Stadtgrenze Falkenseer Chaussee (Open-Air-Ausstellung Spurensuche: Mauer) können Sie die Tour abkürzen durch den Spektegrünzung zum Bahnhof Spandau fahren (ca. 6 km).

  • Uferpromenade in Kladow

 

  • Groß Glienicker See

 

  • Gutspark Groß Glienicke

 

  • Militärhistorisches Museum

 

  • Naherholungsgebiet Rieselfelder

 

  •  „Neuer“ Hahneberg

 

  • Ehemaliger Grenzübergang Heerstraße

 

  • Dorfkirche Alt-Staaken

 

  • Gartenstadt Staaken

 

  • Bahnhof Albrechtshof

 

  • Finkenkruger Weg

 

  • Bürgermeistergarten

 

  • Grünzug Spektewiesen

 

  • Spandauer Forst

 

  • Ehemalige Westberliner Exklave Eiskeller

 

  • Steinerne Brücke in Schönwalde

 

  • Oberjägerweg

 

  • Ehemalige Exklaven Fichtewiese und Erlengrund

 

  • Badestelle Bürgerablage

 

Zur Liste aller Mauergedenkorte am Mauerradweg

Haltestelle Startpunkt:

 

Alt-Kladow (icon_faehre10, icon_busX34, 135, 234, 697)

 

Anfahrt mit Rad aus Berlin:

 

S1 bis Wannsee, von dort mit der BVG-Fähre icon_faehre10

 

Anfahrt ohne Rad aus Berlin:

 

icon_u-bahn7 bis Rathaus Spandau; alternativ: S5/ Regionalbahn bis Berlin-Spandau, von dort mit dem icon_bus135; alternativ: S1 bis Wannsee, von dort mit der BVG-Fähre icon_faehre10; alternativ: icon_busX34 ab Zoologischer Garten

 

Haltestelle Endpunkt:

 

Bürgerablage (icon_bus136)

 

Anfahrt mit Rad aus Berlin:

 

icon_u-bahn7 bis Altstadt Spandau, von dort mit dem Rad an der Havel entlang (ca. 9 km), siehe Tour Von der Altstadt Spandau nach Nieder Neuendorf

 

Anfahrt ohne Rad aus Berlin:

 

icon_u-bahn7 bis Rathaus Spandau; alternativ: S5/ Regionalbahn bis Berlin-Spandau, von dort mit dem icon_bus136

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