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An der Havel gen Süden

Der Spaziergang von der Altstadt Spandau an der Havel entlang gen Süden zum Grimnitzsee hat ein Länge von etwa 4 km. Teile des Uferweges wurden erst kürzlich neu gestaltet, sodass der Weg jetzt noch attraktiver ist als zuvor. Er führt uns nicht nur durchs Grüne, sondern am Burgwallgraben auch zu den Ursprüngen Spandaus. Im Grimnitzseepark können wir die Ruhe am See genießen oder von der Landzunge zwischen See und Havel die Baufortschritte an der Freybrücke beobachten.

Weitere sehenswerte Orte im Umfeld des Parks sind der Südpark, die Tiefwerder Wiesen, die Halbinsel Pichelswerder und die Promenade an der Scharfen Lanke.

 

 

Von der Altstadt Spandau bis zum Grimnitzsee

Unser Spaziergang beginnt am Gotischen Haus in der Fußgängerzone der Spandauer Altstadt (Breite Str. 32). Von hier aus gegen wir Richtung Marktplatz, biegen allerdings schon bei der nächsten Gelegenheit links in die Kammerstraße ab. Diese führt uns ans Lindenufer.

 

Am Lindenufer bis zum Stabholzgarten

Jüdisches Mahnmal (Foto: Ralf Salecker)

Erinnerung an ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte am Lindenufer (Foto: Ralf Salecker)

Große Wiesen, Stauden, Blumen, Bänke und ein Schiffsanleger für Fahrgastschiffe prägen die Flaniermeile am Rande der Altstadt. Darüber hinaus ist aber auch ein Kapitel düsterer deutscher Geschichte präsent: Genau an der Stelle, an der wir das Lindenufer erreichen, steht das „Mahnmal für die zerstörte Spandauer Synagoge und die Opfer der Shoah“, welches an das Schicksal der Spandauer Juden während der Zeit des Nationalsozialismus erinnert. Lassen wir den Blick anschließend über das Wasser schweifen, entdecken wir noch eine weitere Bedeutung des Ortes: Wir befinden uns an der Spreemündung in die Havel.

Die Geschichte Spandaus ist eng mit der Havel verbunden. Das verwundert nicht, denn der Fluss verläuft durch die gesamte Nord-Süd-Ausrichtung des Bezirks. Heute suchen Menschen die Gewässer entlang der Havel auf, weil die Uferwege dort zum Beschaulichsten gehören, was der Bezirk zu bieten hat. Der stete Ausbau dieser Wege geht mit großen Schritten voran. Große Bereiche der Uferpromenade in der Spandauer Altstadt sind in den letzten Jahren neu gestaltet worden. Ein letzter Abschnitt am Lindenufer, von der Charlottenbrücke bis zur Schleuse, wird im Herbst 2015 in neuem Glanz erstrahlen. Der Ausblick auf die Spreemündung wird dann zu einem echten Genuss. Auch in Gatow und Kladow ist ein Teilstück des Ufers „in Arbeit“ und wird ebenfalls im Herbst 2015 fertiggestellt sein.

Auf 20 grünen Hauptwegen (erkennbar an den blau-weißen Aufklebern) können Sie in ganz Berlin die Stadt zu Fuß erleben. Einer dieser Wege ist der Havelseenweg (rund 25 Kilometer entlang der Havel), der durch die Spandauer Altstadt führt. Sie stoßen automatisch auf ihn, wenn Sie vom U-Bahnhof Altstadt Spandau Richtung Havel spazieren. Der Havelseenweg führt vom Aalemannufer bis zum Schiffsanleger in Kladow. Hier geht es mit der BVG-Fähre F10 weiter nach Wannsee und von dort bis zur Glienicker Brücke. In Teilbereichen ist der Havelseenweg identisch mit dem überregionalen Havelradweg, der von der Bürgerablage bis zum Fähranleger in Kladow entlang der Havel verläuft.

Vom Lindenufer zweigt der Spreeweg ab. Dieser führt über die Charlottenbrücke nach Ruhleben. Unser Weg führt jedoch weiter havelabwärts über den Lindensteg, der den Mühlengraben überbrückt. Der Graben war Teil der Spandauer Befestigungsanlagen, woran das Batardeau erinnert, ein Wasserregulierungsbauwerk aus dem Jahr 1842. Die Schießscharten des quer dazu errichteten Gebäudes lassen keinen Zweifel daran, dass dieses technische Bauwerk mit Waffengewalt verteidigt werden sollte.

Stabholzgarten Stabholzgarten (Foto: Ralf Salecker)

Hier wurden einst Hölzer zur Herstellung von Salzfässern gelagert (Foto: Ralf Salecker)

Es geht weiter durch den Stabholzgarten, eine neu gestaltete Gartenanlage hinter dem Rathaus. Früher war hier ein Stapelplatz für Hölzer zur Herstellung von Salzfässern. Die Sitzbänke in der Grünanlage sollen in ihrer Form an das ehemalige Stabholz erinnern.

Auf dem Teilstück, welches wir nun hinter uns lassen, findet alljährlich das traditionelle Havelfest statt, welches von Partner für Spandau veranstaltet wird. An diesen Tagen ist es mit der Ruhe am Wasser vorbei: Auf mehreren Bühnen wird ein buntes Musikprogramm geboten. Davor sitzt dann das entspannte Publikum bei einem Gläschen Bier.

 

An der Hermann-Oxfort-Promenade bis zum Burgwallgraben

Ehemaliges Schifffahrtsufer (Foto: Ralf Salecker)

Dieser Uferabschnitt heißt seit Ende 2014 Hermann-Oxfort-Promenade (Foto: Ralf Salecker)

Wir spazieren unter der Bahnbrücke und der Dischingerbrücke hindurch. Seit Ende 2014 trägt der Uferabschnitt, der hinter der Dischingerbrücke beginnt und sich bis zur Schulenburgbrücke erstreckt, den Namen Hermann-Oxfort-Promenade. Spandauer kennen ihn besser unter dem Namen Schifffahrtsufer. Fast täglich legen hier Lastschiffe mit den unterschiedlichsten Ladungen an – genau wie früher. Bereits im Jahr 1878 hatte der Grundstücksbesitzer Schultze an dieser Stelle eine Schiffsentladestelle eingerichtet. Nach 1890, als die Schleppschifffahrt aufkam, ließen sich dann mehrere Reedereien und Dampfschiffbesitzer an diesem Uferabschnitt nieder.

An der kleinen Grünanlage am Ziegelhof begegnet uns die Vergangenheit. Im Mittelalter waren hier Äcker eines Klosters, später ließ Graf Lynar, der Erbauer der Zitadelle, an dieser Stelle Wein anbauen. Um 1676 errichtete dann die Stadt Spandau eine Ziegelei, die bis 1755 produzierte. Ab 1867 begann man mit dem Bau der Wilhelmstadt und der Anlage des Parks.

Kurz hinter dem Ziegelhof flanieren wir entlang eines völlig neu gestalteten Uferbereiches mit einem Anlegeplatz für große Flusskreuzfahrtschiffe, der nun auch mit Bussen direkt angefahren werden kann.

Im Rahmen Bauvorhabens zur „touristischen Erschließung Burgwallgraben“ wurde außerdem die Fußgänger- und Fahrradbrücke (Burgwallsteg) über den Burgwallgraben fertiggestellt. Damit ist es endlich gelungen, eine Lücke auf dem Havelradweg und dem Europaradweg R1 „Boulogne-sur-Mer – St. Petersburg“ zu schließen. Vorher musste man einen Umweg entlang des Burgwallgrabens in Kauf nehmen.

 

Spandauer Burgwall

Burgwallgraben (Foto: Ralf Salecker)

Der Burgwallgraben ist für Spandau von großer historischer Bedeutung (Foto: Ralf Salecker)

Wir können unseren Weg also direkt am Ufer fortsetzen. Trotzdem sei jedem der kleine Abstecher zum Burgwallgraben ans Herz gelegt und dies nicht nur, weil der Weg entlang des ehemaligen Altarms der Havel durch eine schöne Grünanlage führt. Der Burgwall hat für Spandau auch eine große Bedeutung, liegen hier doch die Ursprünge der Stadt Spandau. Im deltaförmigen Mündungsbereich der Spree befanden sich viele Inseln, die den Fluss in unzählige Arme aufspalteten. Der Burgwall war eine dieser Inseln. Hier befand sich eine slawische Ansiedlung der Heveller.

Seit 2005 werden sensationelle Funde gemacht. So konnte auf dem Gelände vor der Burg eine von slawischen Handwerkern errichtete Siedlung mit 40 Holzhäusern nachgewiesen werden, die aus dem 10. Jahrhundert stammt. Es ist das größte Bodendenkmal Berlins. Bei erneuten Grabungen legte man den elliptischen Wall der slawischen Burg frei. Über viele Jahrhunderte lebten hier Menschen, bis diese Siedlung zugunsten der neuen Siedlung im Bereich der heutigen Altstadt aufgegeben wurde.

 

Südhafen

Südhafen (Foto: Ralf Salecker)

Früher bestimmten riesige Mineralöltanks den Anblick des Hafens (Foto: Ralf Salecker)

Der Burgwallsteg überbrückt die Grenze zwischen den Ortsteilen Spandau und Wilhelmstadt. Das nachfolgende Uferstück wartet noch auf seine Neugestaltung. An der Schulenburgbrücke wechselt der Havelseenweg an das andere Ufer der Havel. Auch wenn wir auf der bisherigen Uferseite bleiben, lohnt sich ein kleiner Abstecher auf die Brücke, denn von hier haben wir einen schönen Blick auf den Südhafen.

Der Bau des Südhafens am Tiefwerder im Jahr 1908 bedeutete noch einmal einen großen Eingriff in den Verlauf der Havel, denn sie wurde an dieser Stelle begradigt. Zwischen Havelaltarm (Unterhafen) und jetzigem Havelverlauf entstand der Südhafen auf einer Insel, die im Norden durch einen aufgeschütteten Damm an die Schulenburgbrücke und den Stresow angebunden wurde. Seit den 1930er Jahren wurden hier neben Kohle auch flüssige Brennstoffe und Öle umgeschlagen und gelagert. Riesige Mineralöltanks (ca. 40 Hoch- und 60 Erdtanks) bestimmten den Anblick des Hafens. Mit Beginn der 1990er Jahre begann der Rückbau der Anlagen.

 

Wilhelmstadt

Wir gehen unter der Schulenburgbrücke hindurch und biegen an der Feuerwache Spandau-Süd rechts in die Betckestraße ab. Nach wenigen Schritten gelangen wir zur Götelstraße, der wir linker Hand folgen.

Ein kleines Kuriosum am Rande: Johann George Adam Betcke (von 1854 bis 1882 Stadtsyndikus und von 1883 bis 1885 Bürgermeister von Spandau) wurde zum Namenspatron gleich zweier Straßen. Die etwas weiter westlich gelegene Adamstraße wurde um 1870 neu angelegt und nach dem Vornamen des ehemaligen Bürgermeisters benannt. Am 20. November 1914 beschloss der Magistrat in Spandau dann, den im Jahre 1897 angelegten östlichen Abschnitt der Straße herauszulösen und ihr den Familiennamen des Bürgermeisters zu geben.

Seit 2015 gibt es auf der Höhe Götelstraße 68 einen neuen Uferweg, der bis in den Grimnitzseepark führt. Hier soll auch das 100 Jahre alte Geländer der abgerissenen alten Freybrücke seinen neuen Platz finden. Auf 250 Meter Länge wird es das Havelufer schmücken.

 

Grimnitzsee

Grimnitzsee (Foto: Ralf Salecker)

Der Grimnitzsee ist über einen Graben mit der Havel verbunden (Foto: Ralf Salecker)

Vor uns liegt der Grimnitzsee und -park. Der See ist rund 200 Meter breit und 400 Meter lang und seit 1955 als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Archäologische Funde weisen eine slawische Siedlung nach, die in den Einzugsbereich der Heveller-Burg Spandau gehörte.

Folgen wir dem Uferweg weiter entlang der Havel, dann gelangen wir bis zu einer kleinen Landspitze, die durch den rund 130 Meter langen Grimnitzgraben gebildet wird, der Havel und Grimnitzsee miteinander verbindet. Von dort lässt sich der Baufortschritt an der neuen Freybrücke verfolgen. Auf der anderen Haveluferseite erstreckt sich das Landschaftsschutzgebiet Tiefwerder Wiesen.

Entlang des Westufers zieht sich die Siedlung Birkenwäldchen, die 1926–28 unter dem Berliner Architekten und Oberbaurat Georg Friedrich Richard Ermisch errichtet und später als Garten- und Baudenkmal in die Berliner Landesdenkmalliste aufgenommen wurde. Ermisch entwarf auch die Bauten des Strandbades Wannsee und die Haupthalle des Messegeländes. In Spandau war er u.a. für den Bau der Wohnsiedlungen an der Adamstraße (1925), der Betckestraße (1929-1931) und der Zeppelinstraße/Falkenseer Chaussee (1926-1927) mit ihren markanten Türmen verantwortlich. Kennzeichnend für die Wohnsiedlungen ist die konsequente Einbindung von großzügigen Grünflächen zwischen den Häusern, die fast an Parkanlagen erinnern, und eine zeitlos schlichte, aber abwechslungsreiche Fassadengestaltung.

Östlich des Sees befindet sich auf einer Halbinsel die Kolonie Grimnitzsee, im Norden schließen sich weite Wiesen an. Nahe der Südspitze des Sees liegt das Ökoprojekt Wildwuchs, ein Teil des Jugendfreizeitheims Wilhelmstadt. Die Einrichtung sieht sich als unabhängiges umweltpädagogisches Projekt mit stadtteilbezogenen und -übergreifenden Aufgaben, Aktionen und Angeboten.

 

Apoll mit Lyra

Apoll mit Lyra (Foto: Ralf Salecker)

Seit 1964 blickt Apoll von hier Richtung Südpark (Foto: Ralf Salecker)

Auf der südwestlichen Uferwiese, Ecke Heerstraße / Pichelsdorfer Straße, hat seit 1964 Apoll seinen Platz, der römische Gott des Lichts, des Frühlings, der sittlichen Reinheit und Mäßigung sowie der Weissagung und der Künste, insbesondere der Musik, der Dichtkunst und des Gesanges. Das Instrument in seinen Händen werden nur wenige kennen, es stellt eine Lyra, in diesem Fall eine Kithara dar. Schon die alten Griechen begleiteten ihren Gesang auf diesem Instrument der Götter. Moderne Zeitgenossen werden die Lyra möglicherweise kennen, ohne dass sie sich dessen bewusst sind. Der Barde aus den Asterix-Comics spielt darauf, sehr zum Leidwesen seiner Umgebung, was aber nicht am Instrument, sondern vielmehr an der gewöhnungsbedürftigen Stimme von Troubadix liegt.

Apoll selbst blickt über die Pichelsdorfer Straße hinweg zum Südpark, einer der schönsten Parkanlage Spandaus, die gerade wegen ihrer Natürlichkeit beeindruckt. Weitere sehenswerte Orte im Umfeld des Grimnitzseeparks sind die Halbinsel Pichelswerder, die Promenade an der Scharfen Lanke sowie die Tiefwerder Wiesen.

Start: Gotisches Haus in der Spandauer Altstadt (Breite Str. 32)

Ziel: Grimnitzsee

 

Länge: ca. 4 km

Dauer: ca. 45 Minuten

 

Anschlusstouren: Der Spaziergang kann mit einem Rundgang durch die Altstadt Spandau kombiniert werden. Wer lieber ein längeres Stück an der Havel laufen möchte, kann am Grimnitzsee starten und in der Altstadt die Tour nach Nieder Neuendorf anschließen.

    • Lindenufer

 

    • Stabholzgarten mit Batardeau

 

    • ehemaliges Schifffahrtsufer

 

    • Kreuzfahrtterminal

 

    • Spandauer Burgwall

 

    • Südhafen

 

    • Grimnitzseepark mit Grimnitzsee

Haltestelle Startpunkt:

 

Altstadt Spandau (icon_u-bahn7)

 

Anfahrt aus Berlin:

 

icon_u-bahn7 bis Altstadt Spandau; alternativ: S5/ Regionalzug bis Berlin-Spandau, von dort 8 Minuten Fußweg durch die Fußgängerzone der Spandauer Altstadt

 

Haltestelle Endpunkt:

 

Alt-Pichelsdorf (icon_bus136, 236, X34, X49, icon_metrobusM49)

 

Anfahrt aus Berlin:

 

icon_metrobusM49 oder icon_busX34 ab Zoologischer Garten oder mit S5/ Regionalzug bis Berlin-Spandau und von dort mit icon_bus136 oder 236.

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